Сочинение kleider machen leute

Buchprojekt gottfried keller kleider machen leute inhaltsverzeichnis 1 zusammenfassung 2 analyse 2.1 gattung/aufbau 2.2 die figuren 2.3 erzhlperspektive 2.4 sprache

Buchprojekt

Gottfried Keller
Kleider machen Leute

Inhaltsverzeichnis

1      Zusammenfassung

2      Analyse

2.1      Gattung/Aufbau

2.2      Die Figuren

2.3      Erzählperspektive

2.4      Sprache des Textes

2.5      Eigene Ansätze und Fragestellungen

3      Interpretation

3.1      Zentrale Problemstellung und Kernaussage

3.2      Erklärungsansätze gemäß der Sekundärliteratur

4      Textbeispiel mit Interpretation

5      Hintergrund und Merkmale der Epoche

5.1      Begriff und Gesellschaft

5.2      Historischer Hintergrund

5.3      Merkmale realistischer Literatur

6      Der Autor und sein Werk

7      Persönliche Kritik

8      Quellenangaben

1      Zusammenfassung

Die Geschichte handelt von einem Schneidergesellen, den es aufgrund des ausfallenden Lohnes seines Lehrmeisters, von Seldwyla nach Goldach zog. Er ist sehr elegant und romantisch gekleidet und ist zudem sehr schüchtern. Als es dann zu regnen beginnt, nimmt ein Kutscher den Fussgänger mit. Kaum in Goldach vor einem Wirtshaus angekommen, erregt der vermeintliche Grafensohn grosses Aufsehen.

Ihm fehlt der Mut, seine eigenen Wege zu gehen und wird so in die Wirtsstube eingeladen, wo man sich nach seinen Befehlen erkundigt. Der Wirt tischt dem Gast nur das Beste auf, und deutet sein zimperliches Zulangen als vornehme Geste. Mittlerweile hat sich der Kutscher den schlechten Scherz erlaubt, seinen Fahrgast als den polnischen Grafen Strapinski auszugeben.

Nun wird er nur noch als “Herrn Graf“ angesprochen, da er nicht zu widersprechen wagt und der Hunger stärker wird. Es gesellen sich noch weitere angesehene Bürger von Goldach hinzu, darunter der Buchhalter Melchior Böhni. Bei einem Kartenspiel gewinnt Strapinski überraschend und kann seine Rechnungen beim Wirten begleichen. Er beschliesst, Goldach zu verlassen.

Doch er begegnet dem Amtsrat und seiner liebreizenden Tochter Nettchen, in die er sich verliebt. Da der Gast sein Gepäck nicht dabei hatte, glauben alle, der Kutscher hätte es entwendet. Sie schenken ihm darauf allerlei Geschenke. Strapinski lernt sich wie ein echter Graf zu verhalten und lässt die Goldacher weiterhin in ihrem Glauben. Ihn plagt jedoch das schlechte Gewissen und er setzt einen Geldbetrag in die Lotterie, um die Stadt zu verlassen.

Er gewinnt erneut. Nun verkündet er, er müsse weiterreisen und besonders Nettchen war traurig. Wieder ändert er sein Vorhaben und hält um Nettchens Hand an. Der Vater ist begeistert und leitet die bevorstehende Verlobung ein. Leider suchen die Leute von Seldwyla das gleiche Gasthaus auf, in dem die Verlobung stattfinden soll. Darunter befindet sich auch der ehemalige Arbeitgeber von Wenzel.

Dieser verkündet lauthals, dass Wenzel gar kein polnischer Graf, sondern nur ein einfacher Schneidergeselle sei. Es macht sich im Saal Enttäuschung und Ernüchterung breit, sodass der Schneider davonschreitet und sich auf den Weg nach Seldwyla macht. Er flieht vor der vorbeifahrenden Schneidergesellschaft und versteckt sich im Schnee. Nettchen jedoch, eilt ihm nach und find…..[read full text]

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In seiner Rolle als Graf fühlt er sich nicht ganz wohl, denn die Angst vor der Enttarnung und das schlechte Gewissen sind seine ständigen Begleiter. Strapinski sieht jedoch die verzwickte Situation als seine Chance «mehr bzw. etwas Besseres sein zu können» und stolpert somit über sein eigenes Ich. Er kann die anderen belügen und täuschen, jedoch nicht sich selbst.

Er sieht sich selber nicht als Hochstapler und Betrüger, wird aber von den andern als solch einer betrachtet.

2.2.2  Nettchen

Nettchen ist die Tochter des Amtsrats und trifft zufällig auf den vornehmen und zurückhaltenden Wenzel Strapinski. Sie verliebt sich zuerst in das Aussehen und Benehmen des vermeintlichen Grafen Strapinski. Erst als die Fassade des Grafen bröckelt und die ganze Wahrheit zum Vorschein kommt, lernte sie, die anderen Werte und Charakterzüge ihres «Fast-Verlobten» zu lieben.

Nettchen beweist Charakterstärke und bekennt sich trotz aller Verachtung zu Strapinski. Sie liebt ihn und sie erkennt sein wahres Ich. Die wahre Liebe der beiden setzt sich über den Standesunterschied hinweg.

2.2.3  Melchior Böhni

Er ist ein gescheiter und tüchtiger Mann, der einen rötlichen Backenbart trägt. Aber er ist neidisch auf Strapinski, weil er selbst Nettchen heiraten wollte. Er genießt großen Respekt unter den Leuten und man sagt, dass er noch große Geschäfte machen wird. Wegen des roten Backenbarts und weil er aus einem silbernen Döschen schnupft, macht sich Nettchen über ihn lustig.

Nach der Entlarvung von Strapinski nutzt er zugleich die Ernüchterung im Saal und macht Nettchen klar, dass sie doch einen starken Mann an ihrer Seite brauche.

2.2.4  Wirt

Der Wirt ist ein typischer Vertreter der Goldacher Gesellschaft, der es versteht, seine Geschäfte zu machen und dem ein guter Ruf überaus wichtig erscheint. Er verweist auf die Wirte Seldwylas, von denen gesagt wird, dass sie die „alles Gute selber fressen und die Abfälle den Gästen vorwerfen.“ Auch die Köchin zeichnet sich durch ihre Kenntnisse über die hohe Gesellschaftsschicht und ihre Benimmregeln aus.

Sie deutet in jedem Schritt, den der vermeintliche Graf unternimmt, das Tun, wie es ein Mann des hohen Ranges auch tun müsse.

2.2.5  Goldacher

Die Goldacher sind sehr gutgläubig und denken ja nicht im Entferntesten daran, dass der Graf Strapinski nur ein vermeintlicher Graf sei. Sie sind sehr gastfreundlich, gönnerhaft und großzügig zu ihm, denn sie stellen ihm sogar Kleidung, Schuhe, Toilettenartikel usw. zur Verfügung. Durch die bevorstehende Verlobung mit Nettchen sehen sie ihn schon «als einen von ihnen» an.

Doch als sie dann die Wahrheit über Strapinski erfahren und Nettchen (als eine von ihnen) trotzdem zu Strapinski hält, glauben sie an eine Entführung Nettchens durch Strapinski. Die Goldacher wollen Nettchen mit Gewalt aus Seldwyla befreien, …..

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In der Sekundärliteratur wird auch auf die distanzierte und ironische Haltung von Keller hingewiesen, wobei ich letzteres nicht in seinem Werk wiederfinde. Vielmehr fällt mir die aussergewöhnlich präzise Ausdrucksweise bei der Beschreibung von Gefühlen auf.

3      Interpretation

3.1    Zentrale Problemstellung und Kernaussage

Die zentrale Aussage der Novelle liegt in der Bestätigung des gängigen Sprichworts „Kleider machen Leute“. Eine Gesellschaft lässt sich allein durch das äussere Auftreten hinters Licht führen. Diese Oberflächlichkeit und das regelrechte Verlangen nach Abwechslung in einem einfachen, bescheidenen Leben sind dabei von zentraler Bedeutung.

3.2    Erklärungsansätze gemäß der Sekundärliteratur

Keller kritisiert die überhöhte Bedeutungszumessung des Geldes sowie die Unterwürfigkeit gegenüber der Oberschicht, die ohne zu arbeiten ihren müßigen Alltag in Saus und Braus bestreitet, während das arbeitende Volk vom Reichtum ausgeschlossen ist
Hauptsächlich wird aber die Determination des Seins durch den Schein entlarvt – nicht zuletzt in den nach Tugenden benannten Stadtgebäuden, in denen anstatt Tugend Gewinnstreben, stupide Langeweile und Beschränktheit hausen.
Keller weist oft auf das dubiose Geschäftsverhalten, Vorteilsdenken und die Habsucht der Gesellschaft hin.

Es ging ihm um Tagesprofitler, Konkursaktionäre und all jene, die sich ihr Glück ergaunerten, zumeist auf Kosten anderer. In jener Zeit hat ein tief greifender Strukturwandel die Erwerbsgrundlagen von Menschen mit heimischen Kleinindustrien ausgesondert und das Aufstreben von schadenfrohen Gewinnrittern begünstigt. Gründe dafür sind einerseits der technische Fortschritt, andererseits durch Zusammenbrüche derer, die ebenso rasch wie rücksichtslos das grosse Geschäft machen wollten.

Auch bei Strapinski scheint es, als ob er vom Glück ausgeschlossen bliebe. Er gerät in die Gefahr, jenen Menschen zugeordnet zu werden, die nichts mehr zu verlieren haben. Strapinski wird sowohl unfreiwillig, als später durch seine Anstrengungen auch freiwillig in die Welt der Besitzenden hineingezogen und erlernt rasch, welche Menschen in der Hierarchie der Gesellsc…..

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Der tolle Zug fuhr vorbei und verhallte endlich in der dunklen Ferne, ohne dass der Flüchtling bemerkt worden war; dieser aber, nachdem er eine gute Weile reglos gelauscht hatte, von der Kälte wie von den erst genossenen feurigen Getränken und seiner gramvollen Dummheit übermannt, streckte unvermerkt seine Glieder aus und schlief ein auf dem knisternden Schnee, während ein eiskalter Hauch von Osten heranzuwehen begann.“ (Auszug S.40)

In diesem Abschnitt wird praktisch keine Handlung vollzogen, stattdessen wird die Verlorenheit und Einsamkeit Strapinskis nach seiner Entlarvung deutlich. Dies erreicht Keller durch geschickte Verwendung von Verben wie „taumelte, lauschte“ und einprägsame Bilder wie „Gedanken an der schweren Kette, die kalt glänzenden Sterne, auf dem knisternden Schnee“.

Dabei werden Haupt-und Nebensätze durch Konjunktionen verknüpft, um die zeitliche Abfolge von Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen. Alle Sätze geben das unsichere Handeln, die Gedanken und Gefühle Strapinskis wieder. Zudem rekapituliert der letzte Satz die Gegensätze (Ferne und Nähe, Licht und Dunkelheit, Leben und Todesnähe, Behaglichkeit und Ausgesetztsein), die in diesem Abschnitt auftauchen.

5      Hintergrund und Merkmale der Epoche

5.1    Begriff und Gesellschaft

Realismus ist abgeleitet vom Lateinischen und bedeutet „Ding, Sache, Wirklichkeit“.

Der Begriff Realismus bezeichnet in der Literaturgeschichte die vorherrschende literarische Strömung zwischen 1848 und 1885. Als realistisch bezeichnet man eine bestimmte Form der künstlerischen Annäherung an die Wirklichkeit. [1]

Das Gemeinwesen war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch ständisch gegliedert, d.h. der Geburtsstand konnte nicht verlassen werden. Das Gesellschaftsleben war durch Kaufmannsgilden und Handwerkerzünfte geregelt. Zudem war der Stand, in dem man geboren wurde, an der Kleidung abzulesen.

5.2    Historischer Hintergrund

Schriftsteller dieser Epoche sind geprägt durch das Scheitern der bürgerlichen Revolution im Jahre 1848. Diese Revolution hat traditionelle Bindungen und Normen wahrlich erschüttert, sowohl in der Ständegesellschaft als auch im kleinen Rahmen der Großfamilie.

Wirtschaftliches Kennzeichen der Zeit des Realismus ist die rasch fortschreitende Industrialisierung auf der Grundlage eines rapide anwachsenden technischen und naturwissenschaftlichen Wissens. Soziale Kennzeichen sind der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft, das Zensuswahlrecht und die neue Trennlinie zwischen Herrschenden und Beherrschten.

Einerseits waren da der Adel und der Klerus mit gesicherten Privilegien und die Bourgeoisie (abschätzig für höhere soziale Schicht) mit mehr Profit, andererseits das Proletariat mit 14 Arbeitsstunden, ohne Sicherheit bei Krankheit, Alter oder Arbeitslosigkeit. Solche Missstände veranlassten Schriftsteller zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem …..

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Er war neben seiner Schwester Regula, das einzige Kind der ursprünglich sechs Kinder, die die Kindheit überlebten. Von ihr lernte er Redlichkeit und Phantasiedenken. Keller versuchte sich als Landschaftsmaler, kam aber nicht weit in der Malerei und kehrte zurück in die Schweiz, immer noch in der Hoffnung, Maler zu werden. Im Jahre 1861 wurde er Staatsschreiber, aber es waren seine Schriftstücke, die seine Leidenschaft gewannen, und es war da, wo sein Talent lag. (vgl. Freund-Spork, Walburga: Lektüreschlüssel Gottfried Keller: Kleider machen Leute)

Den Anstoß zur Geschichte des Schneidergesellen Wenzel Strapinski, verdankte der Dichter seiner Tätigkeit im Zentralkomitee für Polen und seiner Verbindung mit dem polnischen Emigranten Wladyslaw Plater. Keller erkannte, dass er seinen Lebensunterhalt mit der Schriftstellerei verdienen könnte – als Staatsschreiber stand ihm keine Pension zu.

So legte er im Juli 1876 sein Amt nieder um sich uneingeschränkt der Schriftstellerei zu widmen. Er entwickelte sich zum Meister der Novelle. Die Novelle Kleider machen Leute ist ein gutes Beispiel von Kellers politischen Ansichten über die Hierarchie in der Gesellschaft, und wie wichtig es ist, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein. Keller betonte die Wichtigkeit einer Lebensführung, die nicht auf Täuschung der andern beruht, sondern dass man genauso ausgeben soll, wie man ist.

Heute gilt Keller als Meister der Novelle und als bedeutendster deutschsprachiger Erzähler des 19. Jahrhunderts. Gottfried Keller starb am 15.7.1890.

(vgl. )

7      Persönliche Kritik

Mir gefällt diese Anspielung auf das bekannte Zitat: „Kleider machen Leute“ sehr gut. Die Goldacher widerspiegeln eine Gesellschaft, die nur auf Äusserlichkeiten und Oberflächlichkeit zurückgreift. Für mich ist diese Problematik sehr aktuell, da in unserer Zeit, die von äusserem Eindruck und künstlicher Schönheit geprägt ist, eine ernsthafte Kritik angebracht ist.

Auch unser Leben beschränkt sich häufig nur auf das äusserliche Erscheinungsbild und schenkt dem Innenleben eines Menschen häufig nur auf den zweiten Blick Beachtung. Des Weiteren werden uns mittels Medien, Idealbilder von superdünnen Models vorgegaukelt, die unsere Sichtweise sicherlich stark beeinflussen. Strapinski wird in Interpretationen meist nur als der unschuldige und von äusseren Einflüssen gezwungene Schneider dargestellt, obwohl er meiner Ansicht nach das grösste Verschulden hat.

Auch wenn er vom Kutscher als polnischen Grafen betitelt wird, so stellt sich mir die Frage, warum er diesen Irrtum nicht aufgeklärt hat. War es pure Schüchternheit oder vielleicht doch die ersehnte Erfüllung von sozialer Aner…..

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von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Die Dramaturgie der Nachrichtengestaltung pendelt zwischen gelegentlichem Alarmismus und häufiger Lobhudelei: «Seht her, wir sind die Guten! Wir machen es richtig, wir sind Vorbild für die Welt!» Darüber stehen dann Schlagzeilen wie diese: «Deutschland hält Klimaziele 2020 ein.»

Im Vorspann der hier genannten Nachricht auf Tagesschau.de heißt es:

«40,8 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 – das übertrifft sogar die im Klimaschutzgesetz vereinbarte Zielmarke leicht.»

«Beschtens!», sagt da der gebildete Schwabe. Obwohl die Tagesschau einräumt, der Rückgang sei hauptsächlich dem coronabedingten Lockdown zu verdanken. Titel und Text des gesamten Beitrags regen eben nicht dazu an, kritisch zu reflektieren, was das regierende Dilettanten-Ensemble in Berlin als umweltpolitisches Theater aufführt.

Der Great Reset – eine falsche Utopie, die uns von Scharlatanen verkauft wird

ARD-aktuell berichtet über die «Klimapolitik» nichts Unzutreffendes, lässt aber falsche Eindrücke entstehen. Zusammenhänge werden nicht aufgezeigt, an die Wurzeln der Probleme geht man nicht. Manipulative Beschränkung auf ausgewählte und zum Wünschenswerten passende Fakten reicht schon aus, um regierungsdienliche, aber realitätsferne Fantasievorstellungen zu erzeugen. Im konkreten Fall wurde zum Beispiel unterschlagen, was eine von der Bundesregierung selbst in Auftrag gegebene Studie ergeben hatte: Die bis 2020 geplanten und eingeleiteten Maßnahmen genügen zur Verringerung der sogenannten Treibhausgase hinten und vorne nicht.

Die Gutachter gaben nämlich auch heuer wiederum aussagestarke Prognosen ab, die den zuständigen Politikern einen Berufswechsel nahelegen müssten:

Das Ziel der Reduzierung der Treibhausgase in der Energiewirtschaft – der größte Belastungsfaktor – wird mit 58 gegenüber den angestrebten 77 Prozent (im Vergleich zu 1990) bis 2030 deutlich verfehlt werden.

Noch schlechter fällt die Öko-Bilanz der Verkehrspolitik aus. Hier können die bereits beschlossenen Maßnahmen laut «Projektionsbericht der Bundesregierung 2021» noch nicht einmal die Hälfte des anvisierten Emissionsrückgangs bis 2030 erzielen. Das Gesamturteil ist vernichtend:

«Auch, wenn die bisher beschlossenen Klimamaßnahmen vollständig und erfolgreich umgesetzt werden, kann Deutschland seine selbstgesetzten Klimaziele für die nächsten 20 Jahre nicht erreichen.»

Gesäusel statt klarer Ansage

Über diese jüngste Studie berichtete ARD-aktuell zwar, griff aber schon beim Titel der Meldung zum Weichzeichner:

«Klimaziele dürften verfehlt werden.»

Wesentliche Aussagen der Untersuchung wurden im Weiteren relativiert und mit regierungsamtlichen, wahlkampfbedingten Anmerkungen entschärft: 

«Die Aussagekraft der Inhalte sei ‘sehr begrenzt’. … Seit Ende August 2020 habe sich ‘beim Klimaschutz so viel getan, dass der Projektionsbericht mit Blick auf 2030 als veraltet angesehen werden kann’.» 

Die Tagesschau verstellt den Blick darauf, dass die Bundesregierung sich von ihrem Versagen zu entlasten versucht, indem sie selbst den von ihr beauftragten Experten über den Mund fährt. Ihr ebenso arrogantes wie substanzloses «es hat sich viel getan» lullt die Fernsehzuschauer ein, statt sie begreifen zu lassen, was das Gutachten tatsächlich prophezeit: eine unverändert katastrophale Klimaentwicklung. Ein grundlegendes Verständnis von dem, was ist, und dem, was sein müsste, vermittelt die Tagesschau auf diese Weise nicht.

Politik in der Sackgasse: Kein Plan B, weder für Corona noch fürs Klima

Statt erkenntnisförderlicher Information bietet ARD-aktuell Nutzloses zum Thema Klimakatastrophe in Hülle und Fülle. Und auch das nur für Tagesschau.de-Leser: Auf der Internetseite Tagesschau.de erschienen im Zeitraum zwischen 31. Oktober und 9. November satte 80 diesbezügliche Berichte. Mehr als drei Viertel handelten internationale Aspekte ab: den Gipfel in Glasgow, die Probleme Kanadas, Indiens, der VR China, die Unzulänglichkeiten in Russlands Umweltschutzpolitik (für die russophobe Redaktion natürlich ein Muss) oder die tiefgründigen Genderprobleme in der Westsahara (Titel: «Die Hüterinnen der Saaten»).

Themen von nationalem Interesse waren in der Minderzahl. Die ollen Kamellen, an denen da wieder und wieder gelutscht wurde, waren natürlich gesüßt mit umweltpolitisch neunmalklugen O-Tönen der Kanzlerin Merkel. Der klimapolitische Schwanengesang der vormaligen Umweltministerin im Kabinett Kohl, den sie nun am Ende ihrer 16 eigenen Kanzlerjahre anstimmt, ermutigte die Tagesschau-Redaktion zum Primitivangriff auf den gesunden Menschenverstand:

«Klimakonferenz: Deutschland verbessert sich im Klimaschutz-Index auf Platz 13.» 

Und:

«Deutschland (habe) ehrgeizige Klimaziele formuliert.» Tätää, tätää!

Wo der Hund begraben liegt

Die Tagesschau entwickelt und fördert dergestalt die Mär, dass vollmundige Ankündigungen und vereinzeltes Herumdoktern an Symptomen die Umweltzerstörung schon irgendwie aufhalten werde. Die Redaktion bringt es einfach nicht fertig, zentrale Ursache anzusprechen: die kapitalistische Wirtschaftsweise und deren Wachstumsreligion. Waren und Dienstleistungen werden leider nicht ausschließlich zur umsichtigen Bedarfsbefriedigung der Menschheit produziert, sondern auch zwecks Profitsteigerung der Kapitalbesitzer, ob es der Mitwelt nun dient oder nicht.

Oxfam-Studie: Superreiche müssten für Klimaziele CO2-Ausstoß um 97 Prozent reduzieren

Zwangsläufig führt das zu Konkurrenz und Überschussproduktion, nicht nur in der Landwirtschaft oder Lebensmittelindustrie. Je nach Branche müssen 20 Prozent und mehr der Erzeugnisse wieder vernichtet werden. Nach Expertenschätzung beispielsweise 30 Prozent der fabrikneuen Kleidung.

Der Arbeitsaufwand für ihre Herstellung war überflüssig, die Ressourcen wurden verschwendet. Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ist auf keinem Gebiet mehr möglich. Für die erzielten Kapitalüberschüsse ist eine Wiederinvestition in die Realwirtschaft ebenfalls fast ausgeschlossen. Der Staat schöpft sie sowieso nicht ab, obwohl er sie für den dringlichen Ausbau und die Pflege seiner Infrastruktur verwenden könnte. Sie blähen deshalb einen parallelen «Finanzmarkt» auf. 

All das geschieht jenseits der Notwendigkeiten unseres kleinen Planeten und seiner vielerorts verelendenden Bevölkerung. Die Hintergründe kann die Tagesschau natürlich nicht in jedem Einzelbeitrag ansprechen. Aber sie ignoriert ihren Informationsauftrag in der Gesamtheit ihrer Darstellung dieser Thematik. Sie vermeidet überdies grundsätzlich jede Aussage zu den entscheidenden Fragen:

Wer wird die schwersten Lasten zu tragen haben beim Versuch, die Klimakatastrophe noch einzugrenzen? Und wer wird unter den Folgen der nicht verhinderten Umweltschäden tatsächlich leiden? 

McKinsey & Company, die in mehr als 60 Staaten vertretene US-amerikanische Unternehmens- und Strategieberatungsfirma, gibt die Problematik als simpel lösbar aus, malt eine Schöne neue Welt und wird sich dank solcher Sirenenklänge an vorhersehbaren Folgeaufträgen weiterhin eine goldene Nase verdienen: Sie behauptet, mit dem Aufwand von einer Billion Euro ließen sich der Klimawandel und seine Folgen bewältigen. Das vordergründige Gedröhne findet großen Gefallen, weil jeder Hinweis darauf fehlt, wer die gigantische Rechnung letztlich bezahlen muss.

Nix Neues für Zahlemann und Söhne

BDI-Präsident Siegfried Russwurm macht es für Deutschland um ein paar Milliarden billiger, wird aber zur Frage «wer zahlt wie viel?» ebenfalls nicht wirklich konkret:

«Das klimaneutrale Industrieland gibt es nicht zum Nulltarif. … Die nötigen Mehrinvestitionen von 860 Milliarden Euro verteilen sich auf den Staat, Bürger und Unternehmen. … Für die Unternehmen brauche es noch Anreize

Der Staat soll Russwurm zufolge vor allem in die Infrastruktur investieren, was bis 2030 allein 240 Milliarden Euro kosten dürfte – unter anderem für bessere Stromnetze, mehr erneuerbare Energie, Ladesäulen, Wasserstoffkapazitäten und Ausbau der Schienenwege. Immerhin lässt der Mann durchblicken, worauf er hinauswill: Der Steuerzahler soll herhalten, nicht die Unternehmen; die seien, im Gegenteil, noch weitergehend als bisher zu privilegieren. Ja freilich.

Propagandistisch geschickter verfolgt McKinsey eine Akzeptanzstrategie:

«Für die Bürgerinnen und Bürger Europas werden sich die Kosten insgesamt nicht erhöhen: Heizen und Kühlen sowie Mobilität würden günstiger, während die Preise für Lebensmittel und Ferienflüge zunehmen könnten. Haushalte mit geringerem und mittlerem Einkommen werden sogar etwas entlastet, wohlhabende Haushalte etwas stärker belastet sein.»

Das wirkt so wohlwollend-milde wie die Rede von der «Landluft», wenn die Abgase eines Güllewagens gemeint sind. Unwillkürlich fragt man sich, wann hinter solchen Sätzen und auf Tagesschau.de endlich die ersten Emojis auftauchen.

Allein die im Deutschen Aktienindex (DAX) versammelten 30 Unternehmen schütten pro Jahr mehr als 30 Milliarden Euro Dividende aus. Würde dieses Geld in einen Solidarfonds der Unternehmen eingezahlt, ließe sich damit bis zum Jahr 2030 ein Drittel der notwendigen Summe erzielen, die für halbwegs effektiven Klimaschutz vonnöten wäre.

Da wäre noch viel mehr zu holen

Je nach Zählweise gibt es in Deutschland jedoch außer den 30 börsennotierten noch weitere 3,2 Millionen Unternehmen, davon mindestens 18.000 Großfirmen. Den naheliegenden Gedanken, auch sie nach Möglichkeit an den Kosten zur Bewältigung der Umweltschäden zu beteiligen, verfolgt die Tagesschau erwartungsgemäß nicht, obwohl das fraglos zu ihrem Informationsauftrag gehörte. Vorbei die Zeiten, als eine weitsichtige sozialliberale Bundesregierung noch forderte (anno 1971):

«Jeder, der die Umwelt belastet oder sie schädigt, soll für die Kosten aufkommen.» 

Heutzutage bewerben führende Politiker lieber Projekte, die dem selbstgehäkelten Klodeckelbezug gleichen: Sie machen optisch was her, sind zu nichts nutze und auf Dauer unhygienisch.

Für ARD-aktuell keineswegs Anlass zu konfrontativer Befragung der Verantwortlichen: Reiche Umweltfrevler werden geschont, für die Schadenreparatur hat das gemeine Volk zu blechen, die Tagesschau befasst sich damit nicht. Eine Untersuchung der Organisation Oxfam zeigt Details:

In Deutschland waren die reichsten 10 Prozent (8,3 Millionen Menschen) im Jahr 2015 für mehr CO₂-Ausstoß verantwortlich als die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung (41,3 Millionen Menschen). Von den Gesamt-Emissionen seit 1990, für die die deutsche Bevölkerung verantwortlich ist, gehen 26 Prozent auf das Konto der reichsten 10 Prozent; die gesamte ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung ist nur für wenig mehr verantwortlich. 

Eine Umweltbelastungssteuer nach Verursacherprinzip und gestaffelt nach Vermeidbarkeitsgrad im jeweiligen Fall gibt es bekanntlich nicht. Oxfam:

«Die katastrophalen Folgen der Klimakrise sind schon heute vielerorts spürbar. Verantwortlich (für die Schäden) ist eine Politik, die auf Konsumanreize setzt, immerwährendes Wachstum verspricht und die Welt ökonomisch in Gewinner und Verlierer spaltet. Für den Konsumrausch einer reichen Minderheit zahlen die Ärmsten den Preis.»

Im Gegensatz zum restlichen deutschen Mainstream hat Tagesschau.de nicht über diese Studie berichtet. Das macht eben den Qualitätsjournalisten aus: Er hält gerade dann das Maul, wenn er’s am weitesten aufmachen müsste.

Informations-Placebos

ARD-aktuell ist längst mitverantwortlich dafür, dass es keinen nennenswerten gesellschaftlichen Diskurs über gerechte Lastenverteilung bei der Bekämpfung und Begrenzung der Umweltschädigung gibt. Die Redaktion liefert lieber Informations-Placebos wie die Meldungen über ein bisschen mehr Pendlerpauschale oder ein paar Euro Zuschuss für Bürger, die ihre Heizkosten nicht mehr bezahlen können. Dass das an der strukturellen Ungerechtigkeit nichts ändert, wird nicht vermittelt.

Keine Regel ohne Ausnahme, fairnesshalber sei erwähnt: Die nur noch geschäftsführende Bundeskanzlerin hat kürzlich die Bepreisung von CO₂-Emissionen als ihre Herzenssache beschrieben, sich aber wohlweislich gehütet, zuzugeben, wer die Preise bezahlt. Das holte die ARD-aktuell zumindest in ihrer Leser-Nische Tagesschau.de nach: 

«Tatsächlich bezahlen eine CO₂-Bepreisung am Ende die Verbraucher. Durch die in Deutschland zu Jahresbeginn eingeführte Abgabe ist Benzin um etwa sieben Cent und Diesel um rund acht Cent pro Liter teurer geworden. Auch die Heizkosten steigen.» 

Dass Merkel vorzugsweise die Kanzlerin des Geldadels war und sich vom Schicksal der «kleinen Leute» nicht erschüttern ließ, wird allerdings einem Tagesschau-Sprecher niemals über die Lippen kommen.

Nach der Tsunami-Katastrophe am japanischen Atomkraftwerk Fukushima (2011) proklamierte Merkel den Atomausstieg, ohne die Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, dass die Kraftwerksbetreiber nun für entgangene Gewinne Entschädigungen in Milliardenhöhe verlangen können. Beim beabsichtigten Ausstieg aus der Kohleverstromung zeichnet sich die gleiche Malaise ab: Der Steuerzahler muss auch für unerfüllte Gewinnaussichten der Kohleindustrie zahlen. Die in Rede stehenden Summen gehen weit über den Ausgleich für verlorene Arbeitsplätze hinaus. Vorstöße, diesen Exzess per Gesetz zu verhindern, gab und gibt es nicht.

Rechtsprechung im Hinterzimmer

Über die bei uns übliche protektionistische Wirtschaftspolitik wird kaum öffentlich geredet, aber in aller Heimlichkeit nach ihren Regeln verfahren und entschieden. Die sogenannte Investor-Staats-Schiedsgerichtsbarkeit, ISDS, macht’s möglich. Seit den 1990er Jahren gibt es darüber hinaus noch eine weitere Rechtsgrundlage, den Energy Charta Treaty, ECT. Dieser Vertrag erlaubt es speziell den privaten Investoren der Energiewirtschaft, Mitgliedstaaten der EU zu verklagen und darüber hinter verschlossenen Türen verhandeln zu lassen.

Die Gründe dafür, die regulären nationalen und europäischen Gerichte zu umgehen, liegen auf der Hand: Aussicht auf höheren «Schadensersatz» bei gleichzeitig fehlender Transparenz und Kontrolle seitens der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Das höhlt die Rechtsstaatlichkeit aus, widerspricht dem öffentlichen Interesse fundamental und belastet den Steuerzahler. Fast die Hälfte der 47 in diesem Rahmen bereits geführten Klagen wurde von Investoren mit Verbindungen zur Kohle-, Öl-, Gas- und Atomindustrie eingereicht. Die beklagten Regierungen (=Staaten) wurden dazu verurteilt oder haben auf dem Vergleichsweg zugestimmt, mehr als 52 Milliarden US-Dollar Schadensersatz aus öffentlichen Mitteln zu zahlen.

Unter dem Titel Geheimprozesse gegen den Klimaschutz berichtet der frei arbeitende Journalist Henrik Rampe:

«Dieser Vertrag ist frontal gegen Klimaschutz, und deshalb muss er auch sehr tief reformiert werden», äußerte der luxemburgische Minister Claude Turmes, ließ die Bald-Ex-Kanzlerin allerdings unbeeindruckt.»

Klagen gegen Deutschland führte und führt beispielsweise der Konzern Vattenfall, und zwar wegen nachträglicher Umwelt-Auflagen für das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg und wegen der Stilllegung der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel (4 Milliarden Euro Schadensersatz).

«Aus Erfahrung wird man klug», behauptet der Volksmund. Die Kanzlerin Merkel kann er dabei nicht bedacht haben. Die lehnte es beharrlich ab, aus dem ETC-Vertrag auszusteigen, obwohl ihr klar gewesen sein muss, welch ein gewaltiges finanzielles Hindernis für jegliche die Klimaschäden begrenzende Energiepolitik er darstellt. Pia Eberhard von der Brüsseler NGO Corporate Europe Observatory kommentiert diesen Starrsinn unverblümt:

«Zu sagen, wir beschäftigen uns noch nicht einmal mit der Option eines Ausstiegs aus diesem Vertrag, ist auch nicht so anders, als den Klimawandel zu leugnen. Das sagt ja im Prinzip, es gibt kein Problem, wir können so weitermachen wie bisher.» 

ARD-aktuell berichtet einfach nicht seriös über den deutschen Politiksumpf. Wer etwas über Probleme der Umweltpolitik wissen will, liest deshalb besser den Gaszähler ab. Das ist interessanter und aufschlussreicher als Tagesschau gucken. Wer über die schräge Klimapolitik schreiben will, kommt sowieso nicht in Versuchung, geistigen Diebstahl am Tagesschau-Angebot zu begehen. Frei nach Bertolt Brecht ist im Armenhaus schlecht klauen.

Aber Merkels Ruf als beliebteste Kanzlerin aller Zeiten bleibt gewahrt. Bald wird es Änschii-Miniaturen für den Vorgarten geben.

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Das Autoren-Team:

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die «mediale Massenverblödung» (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein «Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.» dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog

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